Sonntag, 26. Mai 2013

Yves Drillet – Währenddessen die Vögel singen


On rentre à l'heure où les oiseaux chantent – Okay, meine Übersetzung des Heftnamens im Titel zum Review ist nur eine sehr kurzgeschlossene. Aber spreche ich französisch? Leider nein. Aus Frankreich kommen aber sowohl Yves Drillet als auch Kaugummi Books. Rennes um genau zu sein. Aber um es ganz und sogar übergenau zu nehmen, existiert Kaugummi Books schon gar nicht mehr. Im Juli 2011 war Schluss und das Licht wurde ausgemacht. Bereits im Juni 2009 hatte ich mir meine Zines bestellt gehabt. Unglaublich, dass dies schon so lange her ist. 
Damals war ich ganz froh gewesen eine erschwingliche Alternative zu Nieves gefunden zu haben. Also dem Platzhirschen unter den Zine Publizisten. Damals, also nach dem kommerziellen Erfolg von Nieves, war der Trend von "Kleinverlags" Gründungen schon im vollen Gange. Denn über all den ideologischen Unter- und Überbau hinweg, um Kleinverlage handelt es sich bei den Publizisten doch, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Hefte von Künstlern heraus geben, die nicht mit ihrer Person zusammenfallen ;-)
Und dieser Trend hat sich ganz sicher über ganz Europa und die Staaten fortgesetzt. Der temporäre Charakter dieser Kleinverlage ist dabei meistens genauso sicher, wie unbeabsichtigt. Damit werden diese dankbaren "Erscheinungen" nicht obsolet. Aber mit der Wiederentdeckung des Zines als Publikationsmedium hat man ganz sicher nicht per Spatenstich eine Goldader aufgetan.
Wieso schreibe ich das, denn eigentlich möchte ich doch über das Zine hier oben auf dem Bild schreiben (und das tue ich gleich auch noch)? Ich habe eben noch geschaut, ob ihr noch Zines bei Kaugummi Books bestellen könnt und bin dabei auf diese Erklärung von Bartolomé Sanson, dem Publizisten des Verlags gestoßen. In sofern ist es nur richtig, mich zu einem sowieso offensichtlichen Aspekt der Fanzinekultur zu verhalten, nämlich, dass mit dem Erfolg des Mediums (und wohl auch jeden anderen Produkts) zwangsläufig dessen Kriese folgt. Wahrscheinlich ist es bezeichnend, dass Nieves scheinbar mit diesem Jahr die Publikation von Zines eingestellt hat.
Bevor ich diesen Blog angefangen habe, hatte ich halbwegs gut überlegt, ob ich nur Selbstpublikationen besprechen sollte. Ich habe mich dagegen entschieden. Weil ich eben Bock habe alles zu besprechen, was ich gut oder nicht gut finde. Wobei ich schon halbwegs drauf achte, dass Zines noch irgendwie Zines sind, die 7" eine 7" und auch die Magnet-Kassette nicht zu einem USB-Stick oder eine CD-R mutiert. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Aber lieber zum Zine von 2009, welches eine gleichlautende Ausstellung von Yves Drillet begleitete. Auch Drillet begleitet mit seiner Kamera wohl hauptsächlich sein eigenes Lebensumfeld, scheint sich aber während der Aufnahmen noch im zarten Alter von vlt 15-16 Jahren zu befinden (Ich habe mal die Kerzen auf dem Kuchen seines Freundes gezählt). Anders als bei Alba Yruela dokumentiert Yves mehr seine Freunde als sich selbst oder eben sich über seine Freunde. Und auch wenn einige Fotografien an den großartigen Film Hass erinnern, ist das hier gezeigte Milieu doch ganz das behütete der französischen Entsprechung zum Gymnasium. Was ja nicht weniger legitim ist, als die Dokumentation bspw. franz. Banlieues. Nur das sich die Kids hier relativ (oder scheinbar?) unbeschwert beim rauchen, saufen, ficken und was dazu gehört ausprobieren dürfen. Nicht das dies in den Fotos explizit ausgedrückt wäre aber der Subtext ist es schon. Insofern ist dieses Zine nichts für harte Voyeuristen. 
Die Aufnahmen scheinen beiläufig fotografiert zu sein, quasi im vorbei gehen. Insofern unterscheiden sich ihre Topoi auch nicht von Erinnerungsfotos. Die Qualität der Aufnahmen schwankt, so dass der Unterschied zu Alltagsaufnahmen eben nur darin besteht, dass diese in einer exponierten Weise ausgestellt werden. Es gibt aber ebenso Fotografien denen sehr wohl anzumerken ist, dass hier Perspektiven und Bildausschnitte im Vorfeld entweder studiert oder wenigsten doch ausprobiert worden sind. Die Bildschärfe und Raumtiefe, vor allem bei den großformatigen Fotografien, scheint ein wenig während des Reproduktionprozesses gelitten zu haben. Die Anordnung der Fotografien sind auch nicht ganz konsequent durchgehalten. Ist aber alles nicht schlimm, denn es bleibt ein kleines feines Zine. Yves Drillet hat jedenfalls am fotografieren festgehalten.
Sein Blog.
Der Nachfolgeverlag von K.B. ist Shelter Press.
weiterer Artikel.
+ zwei aktuelle Fotografie von Yves Blog


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