Mittwoch, 10. April 2013

Andrea Bruno – Disappearer

Disappearer von dem Italiener Andrea Bruno ist kein Fanzine im klassischen Sinne, weil dahinter durchaus ein – wie mir scheint – etablierter Verlag Coconino Press steht. Aber trotzdem erfüllt das kleine Heft für mich alle wichtigen Merkmale eines Zines und auch die Reichweite des Verlags dürfte nicht überbordend sein. Andrea Bruno ist hier also an der ganz richtigen Stelle. Bruno erzählt in seinem kleinen Comic keine zusammenhängende Erzählung. Vielmehr besteht das Zine aus einer Aneinanderreihung von einzelnen Bilder, die vom Leser bzw. eher Zuschauer in eine eigene Logik überführt werden müssen. 
Der Verlag vergleicht dies in seinem Klappentext mit den Eindrücken die man bei einer Zug- oder urbaner S-Bahn Fahrt sammelt. Und die Stadt spielt definitiv eine wichtige Rolle in dieser Geschichte. Und die Flüchtigkeit, die der beschriebenen Rezeptionsform der Bahnfahrt entspricht, impliziert auch die zeichnerische Geste Brunos. Die hier gezeigten Bilder zeigen das ganz gut. 
Die zahlreichen, scheinbar losen Formen, die oft nur durch wenige Striche zusammengehalten werden und dadurch ein Bild ergeben. Wenn auch ein bedrückendes. Offen bleibt, ob sich hier das weiß aus dem schwarz schält oder umgekehrt. Beruhigend sind diese weißen Flächen jedenfalls nicht. Vielmehr gleichen sie einem Nebel, von dem man vermutet, eine Person könnte jeden Moment aus ihm heraus treten. Insofern scheint diese Comic wirklich mit fundamentalen Ängsten zu spielen.

Und ich meine, dass Erzählweise und Duktus auch die zwei Punkte sind, wieso ich dieses Heft (2001 veröffentlicht) immer wieder in die Hand nehme. Zum einem Suche ich nach dem roten Faden, der die Geschichte in eine Form bringt und sie soweit erschließen lässt, dass ich endlich das Heft beruhigt weglegen kann. Das ist bisher nicht der Fall. Zum zweiten versuche ich immer wieder der Technik Andrea Brunos auf die Schliche zu kommen. Das ist vlt. peinlich aber die Zeichnungen laden dazu doch ein, zu (hinter)fragen, wie viele der Striche sind dem Zufall überlassen gewesen und welche wurden bewusst gesetzt. Sind die Bilder bereits im Kopf entstanden oder sind sie aus dem Wirrwarr quasi erst geformt worden.
Ich vermute in näherer Zukunft wird es darauf keine Antworten geben. Also werde ich ganz sicherlich auch dieses Mal das Heft nicht das letzte Mal in der Hand gehalten haben.

Webpräsenz Andrea Bruno.
Vertrieb Coconino Press.
Preis 4,13€ (ein nichts)


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