Mittwoch, 6. März 2013

the first 2 come

Das ist ja was. Neuer Blog mit alten Kram. Aber irgendwie wollte ich mal den Kritiken von Zines, 7" Platten und Homerecording Kassetten einen eigenen Platz geben. Was nicht heißen soll, dass ich soviel Zeit habe, 1000 weitere Blogs zu basteln. Also mische ich demnächst noch alte Kritiken vom Gluediver, mit neuen Besprechungen von alten Zines und Kassetten, die hier noch so rumschwirren. Gerne dürft ihr mir aber auch neue Sachen schicken, die ich besprechen soll oder kann. Aber es gibt keine Gefälligkeitskritiken. Sorry, das mag euch im Einzelfall ungerecht erscheinen. Aber mehr Werbung braucht diese Welt nicht. Lieber mal wieder n bissl negative Dialektik für´s Hosentaschenformat. Soll die geneigte Leserin oder gebeugten Leser nicht davon abhalten, mich in den Kommentaren lauthals zu beschimpfen. Also dann...Achso, gleich im ersten Post schon die Ausnahme vorweg. Der Bildband von Todd Fisher kann nur noch ganz bedingt als Fanzine gelten. Hier ist das schwarz/weiss Kopiererzine eben genauso gut aufgehoben, wie ein Vielfarb-Druck. Mir gehts vorrangig um die Idee.

Zu erst veröffentlicht beim gluediver.

 "Someone Cuts My Hair While I Sleep" – Todd Fisher

Ja, dieses Problem kenn ich. Man schläft ein und denkt sich am kommenden Morgen, "Bin ich in der Nacht die Treppe runtergefallen?". Ist mir neulich auch wieder passiert. Aber das müsst ihr nicht sehen. Außerdem hab ich eigentlich auch ganz andere Probleme. Eine der tollsten Sachen an diesem Blog waren und sind, wenn ich Post von Pogo Books bekomme. Das letzte war so ein Teil, wo manche Sachen noch nicht einmal richtig veröffentlicht waren oder ich habe sie schon in Berlin gesehen aber ich sollte noch den Mund halten. Eigentlich wär´s da ganz gut gewesen, wenn ich noch vor Weihnachten oder zum Neujahr meine Besprechung gemacht hätte. Weil ist ja die einzige Zeit wo Görls und Bois mal n bisschen Geld übrig haben. Jetzt ist fast April und richtig viel mehr Zeit zum Blog schreiben habe ich auch nicht. Aber noch ein paar Minuten lenke ich mich hiermit ab. (jetzt schon fast ne Stunde) Und das Buch von Todd Fisher liegt hier schon zu lange neben mir, also angegangen das Ding. Ihr wollt das Buch von Todd haben, ihr wisst es vlt. noch nicht und ihr müsst auch ein bisschen in die Taschen greifen, bevor ihr es euer eigen nennen könnt. Aber das ist schon gerechtfertigt. Denn das Buch ist ein Buch. Fett und toll gedruckt. Ein bisschen aufpassen muss man bei den dunklen Flächen, wenn man da mit den schmierigen Fingern rangeht. Aber tut ihr ja nicht. Ich kannte Todd vorher nicht und ich kenn ihn eigentlich auch jetzt noch nicht. Ein bisschen was kann man bei Pogobooks lesen. Muss man aber nicht. Die Bilder sprechen für sich. Fisher hält rauf, wo man selber geneigt ist wegzuschauen. Das kann man Scheisse finden aber ich denke es kann nicht schaden sich mit der Welt dar draußen zu konfrontieren. Ja, schon klar. Man braucht nicht zwangsläufig Bilder um zu verstehen, – dass bei dem Kampf um die paar Krümel, die beim Torte verteilen abfallen – das jede Menge Leute auf der Strecke bleiben. Und dieser Umstand ist auch nicht aus der Welt, wenn man sich ihn per Buch in ein Regal stellt. Und alle die glauben, dass es so einfach ginge, sollten sich das Buch NICHT kaufen. (Sorry Claudio.) Oder doch, kauft euch das Buch und springt dann aus dem Fenster. Hmmm, Nee springt auch nicht aus dem Fenster, wenn ihr´s nicht rafft. Daran will ich nicht Schuld sein.
Das Buch ist vlt für die, die sich am Ende der Party fragen, für was der Scheiss. Für was Verantwortung übernehmen, für was die Stimme erheben und vlt auch mal in den Worten: "Nein! Nicht in meinen Namen!" Ich habe keine Ahnung ob das Todd Fisher so intendiert hat. Vmtl nicht.  Denn das Buch hält mehr bereit als die Einsichten und Ansichten auf die Szenen, die uns Scheisse! denken machen. Das Scheisse! ist eingebettet in Aufnahmen von jugendlich-hedonistischen Gebaren, ohne dieses zu diskreditieren. Vlt weil die Jugend einerseits noch ihr Alter vor sich hat und zum zweiten, scheinen hinter den Sicherheiten – die die Gruppen den einzelnen Individuen bereithält – sich bereits die Abgründe auftun. Und warum nicht Angesichts des Abgrunds tanzen, knutschen oder fummeln?! Die Gruppe ist hier kein festes Versprechen, sondern das fragile Gebilde einer Notgemeinschaft. 
Eigentlich wollte ich statt dieser Allgemeinheiten nur über ein Foto schreiben. Ist hier ganz unten zu sehen. Zwei Transen prügeln sich auf der Straße (vlt. auch dem Strich), die Frau in der Boutique ist wirklich entsetzt, der Boutique Besitzer schließt die Tür ab. So sieht also der sowieso kritikwürdige paternalistische Schutzreflex der heutigen Zeit aus. Das Bild ist körnig, scheint aus der Hüfte fotografiert zu sein. Beides Indizes, die die Authentizität des Bildes bezeugen sollen. Keine Ahnung ob man tatsächlich eine Kamera bei der Hand hat, wenn die Welt sich einem so offenbart. Als ich neulich nach Hause lief, stand ein Mit40er an seiner Haustür, im weißen Bademantel in einem Gespräch mit einem Boten. Das war in der Schleifmühlen Straße. Ich hatte keinen Fotoapparat dabei, aber hätte vmtl. auch nicht den Mut gehabt drauf zu halten. Vlt ist Todd Fisher tatsächlich einer derjenigen, die draußen unbeirrbar herumlaufen, auf der Suche und mit dem Auge für die gesellschaftlichen Verwerfungen und den bühnenhaften Charakter den die Welt dabei annimmt. Denn an eine Mangel an kompositorischer Strenge mangelt es den Bildern nicht. Das zweitbeste Bild für mich ist die Frau, die die Katze im Arm hält, (Tieraufnahmen machen sich nie schlecht im Portfolio) quasi die Verdopplung eines Bildes, das im Hintergrund zu sehen ist. Abzüglich der Gefährlichkeit, die auf Kosten der Realität geht. Wie gesagt, Fisher hat schon ein Auge oder einen Kopf für solche kompositorischen Kniffe. Mal schauen, was aus Todd dann mal wird, was das Alter ihm bereit hält. Gehört wohl selber noch zu den Jugendlichen, die er abbildet oder ist ihnen zumindest noch nicht lange entwachsen.
Jetzt habe ich mir mit meinen kleinen Text doch fast schon ein Original Abzug von dem zweitschönsten Bild verdient. Aber nur fast. Also Kiddos, schaut mal auf die Seiten von Pogo Books. Die Hefte von Mark Peckmezian, Ana Bak und jetzt auch das Buch von Todd Fisher kann man ungesehen kaufen. Aber auch so gibt es jede Menge Entdeckungen zu machen. Just shop.
Gute Nacht Welt da draußen. Nur eure Avatare schlafen mal wieder nicht und ich.

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