Mittwoch, 27. März 2013

copycandy macht löcher zahn

So lange ich keine Zines oder andere Medienträger zugeschickt bekomme, kann ich noch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und meine Lieblingszines vorstellen. Das copycandy dürfte eigentlich niemand da draußen kennen. Zum einen ist es bestimmt schon 10 Jahre alt. Was für Zines ganz ordentlich was auf dem Buckel ist, mit langen grauen Bart im Gesicht, mit ohne Zähne im Maul und Gicht im Glied etc. Aber schlimmer noch, copycandy war fast ein autistisches Produkt, weil maximal in einer Auflage von zehn Heften erschienen. Vermutlich wurde kein einziges davon verkauft und ob der Inhalt dieser Hefte übereinstimmend ist, dafür würde ich nicht bürgen wollen. Mein damaliger Mitbewohner Captain Ulli hat´s gebastelt gehabt. Wir wohnten in der mecklenburgischen Metropole Anklam. Und ich bilde mir ein, dass ich das mit den Zines machen initiiert hatte. Denn schon vor meiner Zeit dort oben, hatte ich kleine Kopierhefte gebastelt und diese meinen LehrerInnen aufgequatscht. 
Aber zurück zum copycandy. Dieses ist ein winziges Heftchen im A6 Quer-Format (ca.) und 12 Seiten. 
Ich meine schon viele der Techniken zu erkennen, mit denen Steffen heute noch versucht die Welt zu verbiegen. Bspw. die Wiederholung von Motiven in verschiedenen Modi, die Arbeit mit den Fehlern einer scheinbaren Serialität, der Kombination von Zeichnung und Collage aber auch die bloße Übernahme und Rekontextualisierung vorgefundener Piktogramme oder ähnlichen Abfallprodukten der gestalterischen Zunft und der Printindustrie. 
Aber vor allem arbeitet Steffen – vmtl seit der ersten Stunde – an der Beantwortung der Frage, wo Kitsch in Kunst übergeht (und umgekehrt). Gestalterisch manifestiert sich die Frage in der Anordnung verschiedener auch konträrer Bildelementen, so dass das Verhältnis von singulären Bildelement und Bild-Ar­ran­ge­ment zu schwirren beginnt. Wobei ich hinzufügen sollte, dass diese Bildelemente in letzter Zeit immer weniger einen konkreten Charakter annehmen. Das konnte und kann man wohl auch noch, in Steffens derzeitigen Schlafzimmerausstellung sehen. Einfach per Mail anmelden.  Kurz besprochen habe ich die Ausstellung auf dem Gluediver.
Online findet man den Captain mittlerweile nur noch hier. Und ob es das Heft noch gibt oder ob es vlt neu aufgelegt werden kann, das müsst ihr hier in Erfahrung bringen --> steffenullmann [at] lavabit [Punkt] com
Ich würde mir das sehr wünschen. Auch dass Steffen das Zine vlt wieder als ein passendes Medium für seine Arbeiten entdeckt. Die Beiläufigkeit aber auch Konzentriertheit des Mediums, seine Unaufdringlichkeit und Stille, letztlich die Bescheidenheit des Zines, ditt passt doch wie die Faust uffs Auje. Ulli mache wieder Zines!
Der Captain auf der letzten Swingerparty.

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