Das ist ja was. Neuer Blog mit alten Kram. Aber irgendwie wollte ich mal den Kritiken von Zines, 7" Platten und Homerecording Kassetten einen eigenen Platz geben. Was nicht heißen soll, dass ich soviel Zeit habe, 1000 weitere Blogs zu basteln. Also mische ich demnächst noch alte Kritiken vom Gluediver, mit neuen Besprechungen von alten Zines und Kassetten, die hier noch so rumschwirren. Gerne dürft ihr mir aber auch neue Sachen schicken, die ich besprechen soll oder kann. Aber es gibt keine Gefälligkeitskritiken. Sorry, das mag euch im Einzelfall ungerecht erscheinen. Aber mehr Werbung braucht diese Welt nicht. Lieber mal wieder n bissl negative Dialektik für´s Hosentaschenformat. Soll die geneigte Leserin oder gebeugten Leser nicht davon abhalten, mich in den Kommentaren lauthals zu beschimpfen. Also dann...Achso, gleich im ersten Post schon die Ausnahme vorweg. Der Bildband von Todd Fisher kann nur noch ganz bedingt als Fanzine gelten. Hier ist das schwarz/weiss Kopiererzine eben genauso gut aufgehoben, wie ein Vielfarb-Druck. Mir gehts vorrangig um die Idee.
Zu erst veröffentlicht beim gluediver.
"Someone Cuts My Hair While I Sleep" – Todd Fisher
Ja,
dieses Problem kenn ich. Man schläft ein und denkt sich am kommenden
Morgen, "Bin ich in der Nacht die Treppe runtergefallen?". Ist mir
neulich auch wieder passiert. Aber das müsst ihr nicht sehen. Außerdem
hab ich eigentlich auch ganz andere Probleme. Eine der tollsten Sachen
an diesem Blog waren und sind, wenn ich Post von Pogo Books bekomme. Das
letzte war so ein Teil, wo manche Sachen noch nicht einmal richtig
veröffentlicht waren oder ich habe sie schon in Berlin gesehen aber ich
sollte noch den Mund halten. Eigentlich wär´s da ganz gut gewesen, wenn
ich noch vor Weihnachten oder zum Neujahr meine Besprechung gemacht
hätte. Weil ist ja die einzige Zeit wo Görls und Bois mal n bisschen
Geld übrig haben. Jetzt ist fast April und richtig viel mehr Zeit zum
Blog schreiben habe ich auch nicht. Aber noch ein paar Minuten lenke ich
mich hiermit ab. (jetzt schon fast ne Stunde) Und das Buch von Todd
Fisher liegt hier schon zu lange neben mir, also angegangen das Ding.
Ihr wollt das Buch von Todd haben, ihr wisst es vlt. noch nicht und ihr
müsst auch ein bisschen in die Taschen greifen, bevor ihr es euer eigen
nennen könnt. Aber das ist schon gerechtfertigt. Denn das Buch ist ein
Buch. Fett und toll gedruckt. Ein bisschen aufpassen muss man bei den
dunklen Flächen, wenn man da mit den schmierigen Fingern rangeht. Aber
tut ihr ja nicht. Ich kannte Todd vorher nicht und ich kenn ihn
eigentlich auch jetzt noch nicht. Ein bisschen was kann man bei Pogobooks
lesen. Muss man aber nicht. Die Bilder sprechen für sich. Fisher hält
rauf, wo man selber geneigt ist wegzuschauen. Das kann man Scheisse
finden aber ich denke es kann nicht schaden sich mit der Welt dar
draußen zu konfrontieren. Ja, schon klar. Man braucht nicht zwangsläufig
Bilder um zu verstehen, – dass bei dem Kampf um die paar Krümel, die
beim Torte verteilen abfallen – das jede Menge Leute auf der Strecke
bleiben. Und dieser Umstand ist auch nicht aus der Welt, wenn man sich
ihn per Buch in ein Regal stellt. Und alle die glauben, dass es so
einfach ginge, sollten sich das Buch NICHT kaufen. (Sorry Claudio.) Oder
doch, kauft euch das Buch und springt dann aus dem Fenster. Hmmm, Nee
springt auch nicht aus dem Fenster, wenn ihr´s nicht rafft. Daran will
ich nicht Schuld sein.
Das Buch
ist vlt für die, die sich am Ende der Party fragen, für was der Scheiss.
Für was Verantwortung übernehmen, für was die Stimme erheben und vlt
auch mal in den Worten: "Nein! Nicht in meinen Namen!" Ich habe keine
Ahnung ob das Todd Fisher so intendiert hat. Vmtl nicht. Denn das Buch
hält mehr bereit als die Einsichten und Ansichten auf die Szenen, die
uns Scheisse! denken machen. Das Scheisse! ist eingebettet in Aufnahmen
von jugendlich-hedonistischen Gebaren, ohne dieses zu diskreditieren.
Vlt weil die Jugend einerseits noch ihr Alter vor sich hat und zum
zweiten, scheinen hinter den Sicherheiten – die die Gruppen den
einzelnen Individuen bereithält – sich bereits die Abgründe auftun. Und
warum nicht Angesichts des Abgrunds tanzen, knutschen oder fummeln?! Die
Gruppe ist hier kein festes Versprechen, sondern das fragile Gebilde
einer Notgemeinschaft.
Eigentlich
wollte ich statt dieser Allgemeinheiten nur über ein Foto schreiben.
Ist hier ganz unten zu sehen. Zwei Transen prügeln sich auf der Straße
(vlt. auch dem Strich), die Frau in der Boutique ist wirklich entsetzt,
der Boutique Besitzer schließt die Tür ab. So sieht also der sowieso
kritikwürdige paternalistische Schutzreflex der heutigen Zeit aus. Das
Bild ist körnig, scheint aus der Hüfte fotografiert zu sein.
Beides Indizes, die die Authentizität des Bildes bezeugen sollen. Keine
Ahnung ob man tatsächlich eine Kamera bei der Hand hat, wenn die Welt
sich einem so offenbart. Als ich neulich nach Hause lief, stand ein
Mit40er an seiner Haustür, im weißen Bademantel in einem Gespräch mit
einem Boten. Das war in der Schleifmühlen Straße. Ich hatte
keinen Fotoapparat dabei, aber hätte vmtl. auch nicht den Mut gehabt
drauf zu halten. Vlt ist Todd Fisher tatsächlich einer derjenigen, die
draußen unbeirrbar herumlaufen, auf der Suche und mit dem Auge für die
gesellschaftlichen Verwerfungen und den bühnenhaften Charakter den die
Welt dabei annimmt. Denn an eine Mangel an kompositorischer Strenge
mangelt es den Bildern nicht. Das zweitbeste Bild für mich ist die Frau,
die die Katze im Arm hält, (Tieraufnahmen machen sich nie schlecht im
Portfolio) quasi die Verdopplung eines Bildes, das im Hintergrund zu
sehen ist. Abzüglich der Gefährlichkeit, die auf Kosten der Realität
geht. Wie gesagt, Fisher hat schon ein Auge oder einen Kopf für solche
kompositorischen Kniffe. Mal schauen, was aus Todd dann mal wird, was
das Alter ihm bereit hält. Gehört wohl selber noch zu den Jugendlichen,
die er abbildet oder ist ihnen zumindest noch nicht lange entwachsen.
Jetzt
habe ich mir mit meinen kleinen Text doch fast schon ein Original Abzug
von dem zweitschönsten Bild verdient. Aber nur fast. Also Kiddos,
schaut mal auf die Seiten von Pogo Books. Die Hefte von Mark Peckmezian, Ana Bak
und jetzt auch das Buch von Todd Fisher kann man ungesehen kaufen. Aber
auch so gibt es jede Menge Entdeckungen zu machen. Just shop.
Gute Nacht Welt da draußen. Nur eure Avatare schlafen mal wieder nicht und ich.
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